Liza Klaussmann - Zeit der Raubtiere
Pierre-Lois Pennec, 91 Jahre alt und bedeutendster Hotelier im bretonischen Künstlerort Pont Aven liegt erstochen im Restaurant seines Hotels. Was steckt dahinter? Warum musste der alte, kranke Mann eines unnatürlichen Todes sterben? Kommissar Georges Dupin aus Concarneau heftet sich auf die Spuren des Verbrechens.
Das legendäre Hotel „Central“ wurde von der Großmutter Pennecs gegründet und hat seit je her eine Schlüsselstellung in der Familientradition. Seit Generationen ist es DER Künstlertreffpunkt in Pont Aven, der Maler Paul Gauguin gehörte zu den ersten Gästen. Seit Jahren warten nun Pennec Junior und dessen Frau auf die Übernahme des Hotels – oder möglicherweise auf ein lukratives Erbe…? Neben Sohn und Schwiegertochter trifft Kommissar Dupin auf eine ganze Reihe von Personen, die mit dem Ermordeten verbandelt sind. In welcher Form sie das sind, müssen der Kommissar und sein Team Stück für Stück entwirren – provinzielle (bretonische) Verhältnisse eben. Da sind der Halbbruder, ein windiger Politiker, die Hausdame des Hotels, die offensichtlich mehr für den Hotelier war, als „nur“ die Hausdame, Fragan Delon bester und einziger Freund und Frédéric Beauvois, der Kunsthistoriker des Ortes. Man liest mit Spannung und rätselt mit, wer wohl ein Motiv für den Mord an dem alten Mann hatte. Nach etwa einem Drittel zeigt sich der wahre Hintergrund, die Geschichte erfährt eine überraschende Wendung und es gibt einen zweiten Toten…
„Bretonische Verhältnisse“ ist ein Unterhaltungs-Kriminalroman im besten Sinne. Er ist wenig reißerisch, kein Blutbad, kein Serienkiller, keine Psychopathen und trotzdem fesselnd von Anfang bis Ende. Er ist einfach „schön“ und in einem entspannten, unaufgeregten Stil erzählt zwischen whodoneit und Hase und Igel. Wer steckt wirklich dahinter und wer ist schneller mit dem nächsten Schritt? Natürlich sind nicht alle Personen Sympathieträger aber alle sind interessante Charaktere, über die man mehr erfahren möchte.
Die Bretagne als Hintergrund wird ausführlich beschrieben, Geographie, Wetter, Landschaft, Essgewohnheiten und die Menschen, alles kommt zur Sprache und erzeugt ein sehr authentisches Bild dieser herrlichen Region. Ideal, um den Sommerurlaub in der Erinnerung etwas zu verlängern. Auch die Figur des Kommissars hat durchaus Charme. Georges Dupin wurde vor drei Jahren aus Paris strafversetzt und lernt die Vorzüge der Region zu schätzen, er ist alleinstehend und etwas über 40. Beide Hauptpersonen, sowohl der Kommissar als auch die Region machen Lust auf mehr. Zum Glück ist eine Fortsetzung bereits angekündigt.
Erscheinungsjahr 2012
302 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch